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Kategorie Im Gespräch mit...
Ausgabe SoSe07 - 6
Autor Undefiniert

"Das können sie ruhig als Drohung auffassen"

Warum in der aktuellen BUZe kein Interview mit einer Muslimin erscheint


Eigentlich sollte in der aktuellen Ausgabe der BUZe die dritte Folge unserer Reihe „Religionen an der Uni“ erscheinen. Wir hatten dafür eine zum Islam konvertierte junge Frau interviewt. Dieses Gespräch werden wir nicht abdrucken.

Knapp drei Wochen vor dem Interview hatte unsere Gesprächspartnerin darum gebeten, die Schwerpunkte der Fragen vorab mitgeteilt zu bekommen. Diesem Wunsch haben wir entsprochen, es sollte um das Thema Kopftuch gehen. Um das Kopftuch hat es in den vergangenen Monaten wiederholt Streit gegeben, auch innerhalb der islamischen Gemeinschaft in Deutschland. Kritiker sehen das Kopftuch nicht als religiöses Symbol, sondern als politisches Bekenntnis zu einer fundamentalistischen Auslegung des Islam. Die muslimischen Verbände weisen dies zurück.

Unsere Interviewpartnerin, die selbst Kopftuch trägt und mit einem Muslim verheiratet ist, beschrieb sich im Gespräch als emanzipiert und gleichberechtigt. Eine Abschrift des Interviews wurde von ihr autorisiert. Kurz darauf jedoch zog sie die Freigabe aus fadenscheinigen Gründen zurück. Das Interview dürfe in keiner Form erscheinen. Sie ließ sich davon auch nicht abbringen, als wir uns bereit erklärten, heikle Passagen abzuschwächen oder auch wegzulassen. Stattdessen erreichte unseren Mitarbeiter ein Anruf des Ehemanns der Interviewten. Er wolle nicht, dass sein Name, den schließlich auch seine Frau trage, mit solchen Äußerungen in Verbindung gebracht wird. Zudem sei seine 27-jährige Frau zu unreif, um sich in einem Interview öffentlich zum Islam zu äußern. Er forderte, sämtliche Aufzeichnungen zu vernichten und schriftlich zu bestätigen, dass das Interview in keinem Fall erscheint. Dieser Anruf, so der Mann wörtlich, könne „ruhig als Drohung“ aufgefasst werden.

Wir nehmen diese Drohung ernst. Auch liegt es uns fern, eine Interviewpartnerin bloßzustellen oder ihr Probleme zu bereiten, indem Zitate von ihr in einer Studentenzeitschrift erscheinen. Da wir zugleich nicht bereit sind, irgendeine Form der Fremdzensur hinzunehmen, haben wir uns entschieden, auf das Interview zu verzichten, ohne zu den Gründen für diesen Verzicht zu schweigen. Darüber hinaus haben wir vorbeugend die Braunschweiger Polizei über den Vorfall in Kenntnis gesetzt.

Mit unserer Reihe möchten wir Angehörigen verschiedener Religionen ein Forum bieten, auf dem sie ihren Glauben präsentieren und auch zu kritischen Fragen Stellung nehmen können. Wir hoffen, dass wir trotz dieser Schwierigkeiten an dieser Universität eine Muslimin oder einen Muslim finden werden, die oder der bereit ist, unsere Fragen zu beantworten.

Die Redaktion der BUZe