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Der Nestbeschmutzer
Kategorie Der Nestbeschmutzer
Ausgabe SoSe07 - 6
Autor Axel Klingenberg

Der Nestbeschmutzer VI - Leg doch mal ’ne andere Platte auf

In der letzten Ausgabe beklagte ich – Aushilfs-Adornit, der ich nun mal bin – die überflüssigen Dinge, die die Kulturindustrie hervorgebracht und die den Weg in meine Plattensammlung gefunden haben. Bitte einen Tusch und tosenden Applaus, denn hier folgt der Gewinner in der Kategorie: „Dämlichstes Cover“.

6. Cro-Mags: Age of Quarrel Für das “dämlichste Cover” möchte ich die Cro-Mags nominieren. Das war eine seinerzeit – Ende der 80er – schwer angesagte Hardcore-Band aus der härtesten Stadt der Welt. Damit meine ich nicht Altötting, sondern natürlich New York, den faulen Apfel am Atlantik. Die Cro-Mags waren harte Jungs, die in ihren Songs die „Hard Times“ und das „Survival Of The Streets“ besangen, was aber auch nichts nützt, denn: „Everybody Gonna Die“. Von ihrer LP „The Age of Quarrel“ gibt es noch eine 10“-Pressung, die im wesentlichen die Rohfassungen der Songs enthält. Sie wurde damals als „Kult“ gehandelt und gehörte in jeden guten Hardcore-Haushalt. Auf dem Cover sind die Hauptschlechtigkeiten dieser Welt abgebildet: Eine Kuh und ihr Schlächter, ein Hundekampf, ein geprügeltes Kind, ein abgetriebenes Kind, ein Pornoheft, ein Fixer und ein Schwulenpärchen. Was man eben so für schlecht hält, wenn man ein harter Junge und Hare Krishna-Anhänger ist.

5. BAP – von drinne noh drusse Nicht nur auf die unvermeidlichen Randständigkeiten in der Popmusik möchte ich hier eingehen – nein, es ist mir auch ein tieferes Bedürfnis, den Mainstream zu beleidigen. Und wer würde sich da eher anbieten als BAP, die Fortsetzung der Volksmusik mit nur unwesentlich anderen Mitteln? Natürlich meinen es die BAPsies doch nur gut... Aber gut gemeint ist nicht gleichbedeutend mit gut gemacht und Gutmenschen braucht die Welt nunmal nicht – die Grünen haben es mit ihrem Totalversagen unter Beweis gestellt. Auf dieser Platte befindet sich auch ihr Smash-Hit „Kristallnaach“, mit dem sie in den 80ern jede Scheunenparty rockten. Sänger der Band war, ist und wird immer Wolfgang Niedecken sein, der „Dylan der Südstadt“, wie er in seinen Anfangsjahren genannt wurde, weil er Mundharmonika-spielend in der Fußgängerzone herumlungerte, der Lümmel. Nun ja, er hat sich schon als junger Mensch stets bemüht, bodenständigen Rock zu machen.

4. Oberste Heeresleitung: Jenseits von gut und böse Musikalisch kann bzw. muss man gar nicht viel gegen die Oberste Heeresleitung sagen. Mit ihren frühen Platten haben sie passablen deutschen Punk gespielt, sicherlich um einiges besser, als es in diesem Genre üblich ist. Nein, sie sind auch keine Nazis – wie der Bandname, ihre Plattentitel („Heimatfront“, „Blitzkrieg“ oder „Feindkontakt“ vermuten ließe) und -cover (meist mit Fotos von Wehrmachtsoldaten garniert) vermuten ließe. Nein, sie gute Demokraten, halten nichts von „Links- und Rechtsextremismus“, auch wenn die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien glaubt, dass der Song „Wir sind die Unreparierten“ Sätze enthalte, die „sozial-ethisch desorientierend wirken“ können. Gegen Textzeilen wie „Schlagt Spione tot! Spione, Spione, Spione aus der roten Zone“ haben sie dagegen nichts einzuwenden. Aber diese Institution ist ja auch dafür zuständig, dass der Film „Starship Troopers“ weder öffentlich beworben werden darf, noch frei verkäuflich ist. Von der OHL besitze ich nur die „Jenseits von gut und böse“, auf der sie so eine Art Gothic Rock spielen.

3. King Diamond: Abigail Metalheads werden mich hassen, der Rest der Menschheit wird mir zustimmen. King Diamond ist unerträglich, vor allem wegen seiner kreischigen Stimme, aber auch seine hässliche Gesichtsbemalung bietet Anlass zu berechtigtem Hohn und Spott. Mystische Texte, umgedrehte Kreuze und viel Haarspray – hier gibt es Heavy Metal in Reinkultur. Aus Dänemark übrigens, dem Land in dem bekanntlich einiges faul ist, sogar die Musik muffelt. Nej, das ist nicht meine Tasse Tee.

2. Hooters: One way home Die Hooters hatten einst einen großen Charthit mit “Johnny B“. Gleich darauf folgte der Song „Satellite“. Ich darf mich glücklich schätzen, die Platte zu besitzen, auf der beide Songs zu finden sind. Ich halte „One way home“ in Ehren, um niemals zu vergessen, dass Geschmacksverirrungen eine Gefahr für jeden Menschen sind, mag er auch ästhetisch und moralisch noch so gewappnet sein wie ich. Wehret den Anfängen! Hütet Euch vor melancholischem Kuschelrock!

1. Das Leben ist kein Popliteratur-Roman, deswegen sind Listen wie diese auch ziemlich überflüssig. In Wirklichkeit besitze sich auch noch viel schlechtere Schallplatten, als die hier erwähnten. Wäre das Leben ein Hollywood-Film, drohte hier eine weitere Fortsetzung, z.B. mit dem Titel „Rückkehr der Schreckensscheiben“. Die beste Platte ist übrigens immer die, die ich gerade höre.

Axel Klingenberg