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Kategorie Studentische Initiativen
Ausgabe SoSe06 - 1
Autor Johannes Kaufmann

Rise of Atlantis - Ein Computerspiel als Diplomarbeit

Seit vier Monaten arbeiten die Informatiker Christian Lipski, Tobias Mahlmann und Christoph Salge nun schon an der Entwicklung eines Computerspiels. Was als Freizeitgestaltung begonnen hatte, mausert sich langsam zu einem akademischen Großprojekt.

BUZe sprach mit Christian Lipski, um mehr über das Projekt zu erfahren.


Was genau ist Atlantis eigentlich? Um was für eine Art Spiel handelt es sich?

Atlantis ist ein rundenbasiertes Strategiespiel. Als Herrscher eines Stammes kann man ein mächtiges Reich aufbauen. Dabei stehen dem Spieler viele Möglichkeiten zur Verfügung: Handel, Diplomatie oder auch Krieg. Das Spielkonzept ist an Klassiker wie Civilization angelehnt.


Spiele dieser Art gibt es viele. Was ist das Besondere an Atlantis?

Zum einen natürlich die Tatsache, dass es an der Uni entwickelt wird. Zum anderen wird sich unser Spiel aber auch konzeptuell von aktuellen Titeln unterscheiden. Man wird viele Möglichkeiten haben, einen eigenen Spielstil zu entwickeln. Außerdem ist es klar für Multiplayer-Partien ausgelegt. Man trifft sich also idealerweise mit ein paar guten Freunden, um Atlantis zu spielen.


Wie kam es zur „Geburt“ des Projekts? Wer hatte die Idee dazu?

Tobias und Christoph sind die eigentlichen Urheber des Projekts. Ich stieß eher zufällig dazu. Zusammen haben wir dann aus der groben Idee unser jetziges Konzept erarbeitet.


Und wie hat sich die Kerngruppe in ihrer jetzigen Form gefunden?

Die beiden hatten schon länger überlegt, ein umfangreicheres Projekt anzufangen. Ich habe dann eines Tages in der Mensa gehört, wie sie darüber gesprochen haben. Da ich mich in meiner Freizeit auch mit diesem Thema beschäftige, habe ich mich gleich eingeklinkt. Zu dem Zeitpunkt, das war wohl im September letzten Jahres, wussten wir auch noch nicht, welche Dimensionen das Ganze annehmen würde.


Werdet ihr in irgendeiner Form von der Uni unterstützt?

Ehrlich gesagt, war ich äußerst überrascht, wie kooperativ die Professoren waren, denen wir das Projekt vorgestellt haben. Mittlerweile schreiben wir drei ja unsere Diplom- bzw. Studienarbeiten projektbegleitend. Professor Rumpe vom SSE [Anmerk. d. Red.: Software Systems Engineering] betreut die akademischen Arbeiten. Besonders freut es mich auch, dass wir sogar Unterstützung von der HBK bekommen. Prof. Wand vom IMF [Anmerk. d. Red.: Institut für Medienforschung] steht uns mit Rat und Tat zur Seite. Nächstes Sommersemester werden dort sogar Lehrveranstaltungen zu „Atlantis“ angeboten. Last but not least freuen wir uns über die Hilfe von Prof. Magnor vom Institut für Computergraphik.


Das klingt vielversprechend. Wie weit seid ihr denn bisher gekommen?

Gerade wächst alles zusammen. Wir sind mit der Entwicklung der verschiedenen Programmteile beschäftigt. In den nächsten Wochen werden wir also hoffentlich eine spielbare Version auf die Beine stellen können. Natürlich gewinnt das Projekt durch die Arbeit der anderen Beteiligten an Fahrt: Die Hintergrundgeschichte nimmt schon deutliche Formen an, und ab nächstem Semester können wir uns auch auf die Spielgrafiken freuen, die von Studierenden der HBK entwickelt werden.


Und wie lange plant ihr, an dem Projekt noch zu arbeiten?

Ende September soll das Projekt zum Großteil abgeschlossen werden. Aber für den letzten Schliff werden wir notfalls auch noch einige weitere Wochen daran arbeiten.


Du erwähntest vorhin, dass du das Projekt für Deine Diplomarbeit nutzt. Worum geht es darin?

Ich setze mich mit dem "User Interface" von Computerspielen auseinander. Also damit, wie der Spieler mit dem Spiel interagiert, wie er seine Eingaben macht und wie das Programm ihm klar macht, was gerade im Spiel passiert. Insbesondere beleuchte ich die 3D-Ansicht in Computerspielen. Mittlerweile erscheint ja kein Titel mehr, in dem die Spielwelt nicht mit moderner 3D-Technologie dargestellt wird. Die Frage, ob das die Benutzerfreundlichkeit des Spiels steigert oder nicht, wurde dabei bisher gar nicht gestellt. Insbesondere bei Strategiespielen, die sich spieltechnisch nicht wesentlich verändert haben, untersuche ich, wie man mit der dritten Dimension sinnvoll umgehen kann.


Wie wird es nach deinem Diplom mit Atlantis weitergehen?

Ich werde Atlantis natürlich auch nach meinem Diplom weiterbetreuen. Langfristig wünsche ich mir, dass hier in Braunschweig durch Atlantis Kompetenzen im Bereich Computerspielentwicklung entstehen. Da wir sowohl eine technische als auch eine künstlerische Hochschule an einem Standort haben, bietet unsere Stadt ja ideale Voraussetzungen dafür. Die große Kooperationsbereitschaft, auf die wir bisher trafen, lässt mich hoffen, dass auch nach Atlantis das Thema Computerspiele in Lehre und Forschung angegangen wird.


Eine letzte Frage: Was wünschst Du persönlich, mit diesem Spiel zu erreichen?

Persönlich habe ich mir schon immer gewünscht, an einem Projekt solcher Größenordnung mitzuarbeiten. Wir können hoffentlich damit zeigen, dass es an einer deutschen Uni sehr wohl möglich ist, so etwas auf die Beine zu stellen. Mich würde es auch freuen, wenn Atlantis dazu beitrüge, die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Computerspielen salonfähig zu machen.


Eine Hoffnung, die Du übrigens mit einer Arbeitsgruppe des Historischen Seminars teilst. Vielen Dank für das Gespräch.

BUZe wird in den folgenden Ausgaben über den Fortschritt bei "Rise of Atlantis" berichten.

 

Atlantis-Homepage: http://www.rise-of-atlantis.de/