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Kategorie Aus den Fakultäten
Ausgabe WS0607 - 4
Autor Fabio Reinhardt

Alles wie gehabt? - Der Lehramtsmaster auf dem Prüfstand

 

 

Der einzige der neuen Master des Fachbereichs Geistes- und Erziehungswissenschaften, der von Anfang an gesetzt war: Der Master für das Lehramt. Studierbar ist er auf gymnasiales Lehramt in zwei Jahren oder für die schnellere Version: der einjährige Master Haupt- und Realschule beziehungsweise Grundschule. Einen normalen Lehramtsstudiengang gab es ja bisher auch schon. Dieser wurde mit dem Examen abgeschlossen, aber dem Abschluss einen anderen Namen zu geben, war ja nicht das einzige erklärte Ziel der BA/MA-Umstellung. International anerkannt sollten die neuen Abschlüsse sein. Und auf einem gemeinsamen Niveau mit den anderen europäischen Ländern. Stattdessen steht noch in Frage, ob die 89 momentan eingeschriebenen Lehramtsabsolventen überhaupt in unserem eigenen Land anerkannt werden. Reinhard Böhm von der Zentralen Studienberatung (ZSB) erklärte dazu: „Es kann dazu kommen, dass gewisse andere Bundesländer den Master in dieser Form nicht akzeptieren.“ und fügt hinzu: „Diese hohe Unsicherheit durch die Umstellung ist jedoch kein Spezifikum Braunschweigs.“

Noch mehr Fachwissenschaft, dafür weniger Didaktik

Ein weiterer Unterschied zum alten Examensstudiengang ist die veränderte Gewichtung der Inhalte des Studiums. Während schon beim alten Examensstudiengangs von einigen Studierenden kritisiert wurde, dass man sich in den ersten zwei Jahren nur mit den Fachwissenschaften beschäftige, muss man die ganzen drei Jahre des Bachelors abwarten, bis man im Master zum didaktischen Teil kommt. Und auch wenn man sich schon im Vorhinein für GHR entscheidet ist die Didaktik nicht besonders stark gewichtet.

Dort findet dann auch noch eine interessante Veränderung statt: Das Hauptfach tritt nun von der Gewichtung her hinter das Nebenfach zurück. Ein abgeschlossenes Lehramtsstudium soll einen Lehrer hervorbringen, der in der Lage ist, zwei Fächer zu unterrichten. Während man im Examensstudiengang einfach gleich zwei Hauptfächer wählte, musste man sich beim Bachelor für Haupt- und Nebenfach entscheiden. Damit aber beide gewählten Fächer auch in etwa gleichgewichtig behandelt werden, wurde später bekannt gegeben, dass im Masterstudium das Nebenfach gegenüber dem Hauptfach intensiver studiert werden muss.

Aufgrund von Verzögerungen in der Planung und der Tatsache, dass auch in diesem Studiengang die Prüfungsordnung (PO) erst nach Semesterbeginn verabschiedet wurde, war die Informationspolitik vorab reichlich vage. Obwohl sich die Dozenten, gerade der Studiendekan Professor Orth, sichtlich bemühten, warfen die Infoveranstaltungen mehr Fragen auf, als sie beantworteten. An die notwendigen Informationen kann man natürlich auch selbst irgendwie gelangen, doch gerade wegen des späten Erscheinens der Prüfungsordnung äußern die Studierenden wenig Verständnis dafür, wenn sie dann von Dozenten eher überflogen als gelesen wird. Gerade in der Pädagogik wird von Studierenden Kritik an der Vorgehensweise laut. Bei Beschwerden werde, so eine Studentin, „über die Regelung auch nicht diskutiert. Stattdessen wird man einfach behandelt, als wäre man nur zu faul.“

Kooperationsvertrag in Planung

Die Anmeldung für die meisten Kurse fand bereits in den Semesterferien statt – also noch vor Erscheinen der PO. Dafür musste man sich zu bestimmten Zeiten vor Ort in die Kurslisten eintragen; die Möglichkeit einer online-Einschreibung wäre sicherlich eine praktische Ergänzung zur bisherigen Lösung. Dieser Wunsch nach mehr Flexibilität wurde denn auch ausdrücklich von Studierenden geäußert.

 

Die strengen Einschreibungsfristen führten auch zu der absurden Situation, dass ein Psychologiekurs im Vorlesungsverzeichnis stand, jetzt aber droht, nicht anerkannt zu werden. Schließlich werde dieser von der Psychologie, und nicht von der pädagogischen Psychologie veranstaltet. Und da bedürfe es schließlich eines Kooperationsvertrages. Es bleibt zu hoffen, dass dieser bis zur Verkündung der Klausurergebnisse der Lehramtsstudierenden fertig ist, damit sie die erworbenen Credits auch angerechnet bekommen. Problematisch ist auch, dass die Fragen zur Klausur in einem Tutorium besprochen werden, an dem jedoch nur die Psychologen teilnehmen.

Ministerium verlängert Fristen für Referendariate

Ein entscheidendes Problem wurde aber bereits aus der Welt geschafft. Die Bewerbungsfristen für das Referendariat, waren bisher so rigide, dass man sich erst nach Abschluss des Studiums Ende Juli 2007 auf eine Stelle im Mai 2008 hätte bewerben können. Im Klartext hätte dies bedeutet, neun Monate in der Schwebe zu sein. Mittlerweile wurde jedoch die Frist für die TU-Studierenden verlängert, sodass eine Bewerbung nun auch zum November 2007 möglich ist. Professor Orth, Studiendekan der Fakultät 6, erklärte dazu: „Seit ca. drei Jahren bemühen wir uns seitens der Universität um eine Veränderung des Referendariatsbeginns. Erfolglos. Nun haben offensichtlich Studierende und Eltern beim Ministerium Druck gemacht, und unverhofft schnell kam die Terminverschiebung zustande. Ich bin sehr froh darüber, hat doch all mein Tun in den vergangenen Jahren in dieser Richtung nicht gefruchtet“. Nur am Rande sei erwähnt: Es beruhigt zu sehen, dass die Studierenden in Bereichen, die ihnen wirklich wichtig sind, doch noch in der Lage sind, sich Gehör zu verschaffen.

Fazit: Bleibt alles anders?

Mit der Verlängerung für die Referendariatsfristen hat der Lehramtsmaster bereits sein erstes großes Hindernis überwunden. Auch die Komplikationen bei der Einführung, teilweise bedingt durch die mangelnde Kenntnis der Prüfungsordnung beider Seiten, werden sich hoffentlich bald legen. Der genaue Ablauf beim Wechsel von Haupt- und Nebenfach könnte vielleicht noch einmal überprüft werden. Immerhin wissen die Bachelorstudierenden aber mittlerweile im Voraus über die Regelung Bescheid. Die große Frage, die noch im Raum steht, bleibt also, ob der Lehramtsmaster überhaupt überall anerkannt werden wird. In Anbetracht der Tatsache, dass noch kaum Studierende allein mit einem Bachelorabschluss ins Berufsleben starten, scheint die bestmögliche, erreichbare Aussicht der Umstellung des Lehramts auf BA/MA zu sein, dass sie sich vom Ablauf her auf dem Examensniveau einpendelt und es zu einer größeren Akzeptanz des Studienganges kommt. Dabei lassen diese niedrig gesteckten Ziele allerdings wieder Fragen nach dem Sinn der ganzen Umstellung aufkommen.