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Ausgabe WS0607 - 3
Autor Simone Jörn

Forschungspraktikum an der University of Queenland – Ein Interview

Doreen Holdstein hat ihr Psychologiestudium an der TU Braunschweig Anfang Oktober erfolgreich abgeschlossen. Im Rahmen ihres Studiums absolvierte sie in der Zeit von Dezember 2005 bis Mai 2006 ein Forschungspraktikum am Parenting and Family Support Centre der University of Queensland, Australien. Nun bereitet sie ein Dissertationsprojekt zum Thema „Work-Life-Balance und Arbeitszufriedenheit erwerbstätiger Eltern“ vor, das sich aus diesem Aufenthalt heraus entwickelte. Nach Beendigung des Forschungspraktikums reiste Doreen durch weite Teile Australiens. BUZe traf sich mit ihr, um über den Forschungsaufenthalt an der University of Queenland, ihr geplantes Dissertationsprojekt und auch über ihre Reiseerlebnisse in Australien zu sprechen.


BUZe: Wie ist es dazu gekommen, dass Du ein Forschungspraktikum in Australien absolviert hast?


D. H.: Einen Auslandsaufenthalt wollte ich im Rahmen meines Studiums auf jeden Fall machen, und viele Leute hatten mir erzählt, dass Australien ein so tolles Land ist. Da habe ich mir gedacht, wenn ich schon weggehe, warum dann nicht so richtig weit weg. Ein Freund von mir war im vorangegangenen Jahr in Australien gewesen und hat so sehr von Land und Leuten geschwärmt, da wusste ich: Da möchte ich hin. Ich habe mich dann mit unseren Profs aus der Abteilung für Klinische Psychologie in Verbindung gesetzt, weil ich wusste, dass sie Kontakte nach Australien haben und habe einfach gefragt, ob ich nicht vielleicht ein Praktikum in Australien machen könnte.


BUZe: Und das hat dann so einfach geklappt?


D.H.: Na ja, so einfach war das dann doch nicht. Das ganze sollte schon gewissen Projektcharakter haben, und da ich zu diesem Zeitpunkt bereits ein Thema für die Diplomarbeit hatte, fiel das schon mal weg. Ich war dann mutig und habe gesagt, dass ich ja ein Dissertationsprojekt vorbereiten könnte, das in Zusammenhang mit der Arbeit steht, die sowohl hier an unserer Uni als auch an der University of Queensland durchgeführt wird. Es sollte also um Triple P gehen.


BUZe: Kannst Du kurz erklären, was Triple P bedeutet und was nun der genaue Inhalt deines Forschungspraktikums gewesen ist?


D.H.: Triple P steht für Positive Parenting Program und ist ein Erziehungskonzept für alle Eltern, das vor mehr als 20 Jahren von Matt Sanders in Australien entwickelt wurde und seitdem weltweit erforscht, weiterentwickelt und natürlich auch erfolgreich angewandt wird. Es geht dabei um die Förderung der Erziehungskompetenz und die Prävention kindlicher Verhaltensauffälligkeiten, also eigentlich darum, die Entwicklung seiner Kinder von Anfang an positiv fördern zu können. Bei meinem Projekt geht es vor allem um die Bedürfnisse und Wünsche erwerbstätiger Eltern. Die zentrale Frage ist: Wie lassen sich Beruf und Familie erfolgreich unter einen Hut bekommen, ohne dass einer der beiden Bereiche zu kurz kommt?. So eine Untersuchung muss natürlich sorgfältig vorbereitet werden. Und dazu bin ich nach Australien gefahren. Ich habe in Brisbane mit Leuten zusammen gearbeitet, die sich einem ähnlichen Projekt widmen und konnte so theoretische und auch praktische Grundlagen für meine Arbeit in Deutschland setzen. Konkret hieß das Literaturrecherche ohne Ende, eine Untersuchungsplanung aufstellen und eine Ausbildung zur Triple P-Trainerin absolvieren. Bevor es soweit war, mussten allerdings eine Menge Formalitäten von Deutschland und Australien aus geklärt werden.


BUZe: Wie hast Du dein Forschungspraktikum finanziert?


D.H.: Ich habe von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft eine Auslandsförderung erhalten, die den Flug, einen monatlichen Auslandszuschlag und die Kostenübernahme für eine private Auslandskrankenversicherung enthielt. Aber ohne die Unterstützung meiner Familie hätte ich es trotzdem nicht finanzieren können. Zum Glück war ja grad Weihnachten. Ein Flug kosten schon so um die 1000 Euro, das Visum hat etwa 120 Euro gekostet und der Lebensunterhalt pro Woche liegt bei etwa 250 australischen Dollar. Da fehlt natürlich noch das Reisen und andere Sachen, die Spaß machen. Kommt schon was zusammen.


BUZe: Welche Eindrücke hast Du von den Professoren, der Betreuung und speziell von der University of Queensland insgesamt gewonnen?


D.H.:Alle waren sehr freundlich und hilfsbereit. Sehr positiv. Dadurch dass man sich mit jedem duzt, sich mit Vornamen anspricht, ist es viel lockerer, als es hier manchmal erscheint. Zugleich aber trotzdem ziemlich entspannte, angenehme und intensive Arbeitsatmosphäre. Die Uni selber ist der Wahnsinn. Ein richtiges Forschungsparadies. Zum Beispiel der uneingeschränkte Zugang zu bestimmten Datenbanken wie PsychINFO, das ist schon eine tolle Grundlage für Spitzenforschung, nicht nur in der Psychologie, sondern für Verhaltenswissenschaften allgemein. Dadurch dass Du viel schneller an Literatur rankommst, kannst Du viel besser und theoretisch fundierter arbeiten. Ich hatte auch meinen eigenen Arbeitsplatz in der Abteilung und Zugang zu allen Einrichtungen der Universität – auch Sportzentrum und andere nette Sachen. Die UQ gehört zu den besten Universitäten in Australien und hat international einen guten Ruf, was man auch merkt. Allerdings hatte ich ja den Status eines Mitarbeiters und musste so keine Studiengebühren oder ähnliches zahlen. Die sind für „overseas students“ ganz schön saftig. Alles in allem aber eine sehr schöne und vor allem sehr gut ausgestattete Uni.


BUZe: Hattest Du während deines Aufenthalts die Möglichkeit mit den „locals“, den Australiern auch außerhalb deiner Arbeit in Kontakt zu kommen?


D.H.:Ich hab schon sehr viel gearbeitet. Parallel zum Praktikum habe ich noch an meiner Diplomarbeit geschrieben, aber es gab jede Menge Gelegenheiten mit den Aussies in Kontakt zu kommen – sind ja auch ein sehr kontaktfreudiges Völkchen. Zum einen war meine Mitbewohnerin Australiern, mit ihr habe ich viel erzählt, gekocht und einiges unternommen. Ich erinnere mich auch gern an den Australia Day, den hab ich mit Leuten aus meiner Abteilung am und im Pool gefeiert. Da durfte ein ordentliches Barbecue natürlich nicht fehlen und es wurden „Waltzing Mathilda“, andere australische Lieder und die Nationalhymne gesungen. Alles mit dem obligatorischen XXXX-Gold in der Hand (beliebte Biermarke in Queensland), das war schon sehr lustig. Ansonsten hatte ich in der Uni viel Kontakt zu den australischen und anderen internationalen Kollegen. Wenn ich heute noch mal die Wahl und vor allem das Geld hätte, würde ich dort gern länger studieren. Da könnte man Land und Leute noch intensiver kennen lernen. Obwohl ich das ja noch beim anschließendem Reisen habe nachholen können. Das Reisen war einfach wunderbar, auch wenn man an jeder Ecke mehr Deutsche als Australier trifft.


BUZe: Du hast es gerade schon angesprochen, im Anschluss an dein Forschungspraktikum bist Du mit deinem Freund vier Wochen quer durch Australien gereist. Kannst du uns mehr darüber erzählen?


D.H.: Bei den Distanzen, die man in Australien zurücklegen kann, ist das klassische Verkehrsmittel das Flugzeug. Und durch solche Anbieter wie Virgin Blue oder Jetstar ist es natürlich auch günstig, und du kommst fast überall hin. Wir sind zuerst nach Tasmanien geflogen und sind dort den Overland Track gewandert, zumindest 65 Kilometer davon. Eine einfach beeindruckende Landschaft mit putzigen Tierchen, und man ist mitten drin mit 20 Kilo auf dem Rücken. Richtig heftiger Neuschnee und Blasen an den Füßen haben mich zwar mal kurz an den Rand der Verzweiflung gebracht, aber wir haben das alles zusammen überstanden. Dann sind wir weitergeflogen, ins Zentrum Australiens, zum Uluru. Da haben wir drei Tage lang alles erwandert, was ging und haben ganz viel über das Leben der Aboriginals erfahren. Anschließend ging es wieder an die Ostküste, nach Cairns, zum Great Barrier Reef. Dort haben wir einen Tauchkurs gemacht. Dabei haben wir nette Leute kennengelernt, mit denen wir uns ein Auto gemietet haben und weiter nach Fraser Island gefahren sind, der größten Sandinsel der Welt. Und dann war die Zeit schon fast rum. Die letzte Woche haben wir dann noch in Brisbane und Sydney verbracht.


BUZe: Wenn du mir die drei absoluten Highlights deiner Reise nennen solltest, welche wären das für dich?


D.H.: 1. Tauchen mit Schildkröten – einfach toll, wie bei Finding Nemo. 2. Ich durfte erfahren, wie groß Blasen an den Füßen werden können und dass ich trotzdem weiterlaufen kann . 3. Und die Schlange. Auf Fraser Island haben wir eine Schlange gesehen – normalerweise ja nicht so selten in Australien, aber ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch keine gesehen. Das war eine ziemlich hübsche Teppichpython, ‘n bisschen schüchtern, aber mein Freund hat sie trotzdem fotografieren können. Ich bin da aber vorsichtshalber erst mal im Auto geblieben.


BUZe: Was ist dein Fazit? Würdest Du wieder nach Australien gehen? Und empfiehlst Du auch anderen Studierenden den „roten Kontinent“ zu besuchen?


D.H: Australien ist auf jeden Fall eine Reise wert und wenn es sich einrichten ließe, würde ich auch wieder nach Australien gehen. So ein Aufenthalt ist sehr sinnvoll, um Land und Leute kennen zu lernen. Auch von der Forschungsseite her habe ich nur positive Erfahrungen gesammelt. Da ein Auslandsaufenthalt in der Regel aber nicht ganz günstig ist, lohnt es sich, sich frühzeitig um Unterstützung zu kümmern und zum Beispiel auf Kontakte zurückgreifen zu können, die bereits bestehen. Es war für mich eine unvergessliche Zeit und ich bin froh, dass ich die Gelegenheit hatte, dort hingehen zu können.


BUZe: Herzlichen Dank für dieses Gespräch. Wir wünschen dir viel Erfolg bei deiner Dissertation.