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Kategorie Internationales
Ausgabe SoSe06 - 2
Autor Simone Jörn

Wen(n) das Känguru ruft...

Zum Studieren nach Australien!

I've been around the world a couple of times or maybe more I've seen the sights; I've had delights on every foreign shore. But when my friends all ask me the place that I adore I tell them right away… Give me a home among the gum trees” (australischer Folk-Song)


Was fällt einem als erstes ein, wenn man das Wort „Australien“ liest? Vielleicht denkt man an den „Crocodile Hunter“ Steve Irwin, an Giftspinnen und Schlangen, an Kängurus oder an Koalas. Vielleicht erinnert man sich aber auch an die Olympischen Spiele 2000 in Sydney, sieht Bilder des Ayers Rock (eigentlich „Uluru“, wie er von den Aboriginals genannt wird) vor dem inneren Auge oder stellt sich die unendliche Weite des roterdigen Outbacks vor? Denkt auch jemand an australische Universitäten? Es wäre eigentlich ganz verständlich, denn das dortige Hochschulsystem bietet einige Anreize, die Australien zu einer vielversprechenden Alternative zu Ländern wie den USA oder Großbritannien machen. Dies findet sich auch in den Zahlen deutscher Studenten wieder, die Australien als Zielort eines Auslandsstudiums ausgewählt haben. Es ist das Land mit der höchsten Zuwachsrate unter den Studienzielen für Deutsche im Ausland. Im Jahr 2002 lag Australien auf Platz neun der beliebtesten Zielländer mit ansteigender Tendenz (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2005). Von den insgesamt 40 ansässigen Universitäten werden von den so genannten international students hohe Studiengebühren verlangt, was abschreckend wirken kann. Doch es gibt für deutsche Studierende vielfältige (Teil-)Finanzierungsmöglichkeiten, und mit einer frühzeitigen Planung muss der Traum vom Auslandsaufenthalt keiner bleiben.


Das australische Studiensystem


Ähnlich wie in Großbritannien teilt sich das australische Studiensystem in einen undergraduate und einen postgraduate Bereich. Den Bachelorabschluss erreicht man in der Regel nach drei (teilweise auch nach vier) Jahren. Der daran anschließende postgraduate Bereich hat verschiedene Stufen: Das graduate certificate ist ein meistens einsemestriges, kompaktes Aufbaustudium, das sich eher an Berufserfahrene richtet. Ähnlich verhält es sich mit dem graduate diploma, das auf zwei Semester ausgelegt ist. Der Masterabschluss wird nach einem ein- bis zweijährigen postgraduate Studium erlangt. Aufgrund der hohen Durchlässigkeit im australischen Studiensystem ist es oft möglich, sich jeweils Leistungen zeitsparend aus den „unteren Stufen“ anrechnen zu lassen. Es ist als international student theoretisch möglich, sowohl ein komplettes Studium (hier sollte in aller Regel aber mindestens die Hälfte der Studienleistungen in Australien erbracht worden sein) als auch nur ein oder zwei study abroad Semester zu absolvieren. Hier kann man pro Semester drei bis vier Kurse belegen, die nach Absprache mit der Heimatuni für das deutsche Studium anrechenbar sind. Für einen study abroad Aufenthalt werden mindestens zwei absolvierte Semester an der Heimatuni vorausgesetzt. Oft ist es übrigens möglich, sich mit Vordiplom plus zwei Semester Hauptstudium auch für postgraduate Kurse einzuschreiben oder gleich zu einem postgraduate Studium zugelassen zu werden. Dann ist es teilweise sogar möglich, innerhalb eines Jahres einen australischen Masterabschluss zu erlangen. Für deutsche Graduierte mit einem guten Studienabschluss ist unter Umständen auch ein PhD-Studium (ein drei bis vierjähriges Promotionsstudium) eine Option.

Neben Neuseeland ist Australien übrigens weltweit das einzige Land, das ein Gesetz zum Schutz der Interessen ausländischer Studierender erlassen hat (kurz: The National Code). Angelehnt an dieses Gesetz evaluieren die australischen Kultusbehörden alle für international students offenen Kurse/Universitäten. Erfolgreiche Universitäten und Kurse werden ins CRIOS (Commonwealth Register of Institutions and Courses for Overseas Students) aufgenommen. Da international students nur CRIOS-zertifizierte Kurse belegen dürfen, sollen so einheitliche Qualitätsstandards sichergestellt werden (Institut Ranke-Heinemann 2006).


Der Studienalltag und Freizeitgestaltung


International students müssen pro Semester drei bis vier Kurse belegen, um die Voraussetzungen für ein Studentenvisum zu erfüllen. Die Kursnote setzt sich oftmals zusammen aus der Benotung eines Referat im Seminar, einer Hausarbeit und einer finalen Klausur am Ende des Semesters, die sich auf die zugehörige Vorlesung bezieht. Manchmal kommen noch kleinere benotete Aufgabenstellungen im Semesterverlauf hinzu. Oft bieten die Universitäten spezielle akademische Unterstützung für ihre international students an. Dazu zählen beispielsweise Grammatiktutorien oder Aufbaukurse in akademischem Schreiben.

Genau wie in Deutschland besteht das studentische Leben natürlich nicht nur aus Lern- und Arbeitsphasen. Viele australische und international students sind beispielsweise in universitären (Sport-)Clubs aktiv. Vom Bushwalking (Wandern) über Rugby bis zum Wasserpolo, oft bieten die Universitäten eine riesige Auswahl an sportlichen Aktivitäten.


Ansprechpartner und Bewerbungsprozess


Um abschätzen zu können, welche Studienmöglichkeiten an welchen australischen Universitäten offen stehen und welche Bewerbungsvoraussetzungen gelten, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Generell ist natürlich das International Office erster Ansprechpartner für die Planung eines Auslandsaufenthalts. Da es momentan allerdings keine Partnerhochschule in Australien gibt, stehen verschiedene Einrichtungen bereit, die kostenlos Beratungen vornehmen, den Bewerbungsprozess koordinieren, d. h. alle direkten Bewerbungsangelegenheiten mit der ausgewählten Universität übernehmen und teilweise sogar Stipendien zur Verfügung stellen können. Dazu zählen zum Beispiel das International Education Centre (http://www.ieconline.de/) oder Gostralia (http://www.gostralia.de/). Das Ranke-Heinemann-Institut (http://www.ranke-heinemann.de/) vertritt allerdings als einzige Institution ausnahmslos alle australischen und neuseeländischen Universitäten.

Die australischen Semester dauern von Februar bis etwa Juni und von August/ September bis Dezember (nur die Bond University bietet Trimester an). Eine ausreichend lange Bewerbungsvorlaufszeit sollte eingeplant sein, wobei der Bewerbungsprozess an der australischen Universität relativ kurzfristig vonstatten gehen kann, doch die Bewerbungsfristen für Auslands-BAföG oder Stipendien sind um einiges früher (teilweise ein bis eineinhalb Jahre vor Studienbeginn). Auch ist zu beachten, dass die Vorbereitung für den - für die Bewerbung an einer australischen Universität obligatorischen - Sprachnachweis (TOEFL oder IELTS) eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt.


Finanzierungsmöglichkeiten


Unabhängig davon, ob man „nur“ ein bis zwei Semester study abroad studiert oder einen kompletten Abschluss machen möchte, muss man mit Studiengebühren in durchschnittlicher Höhe von 7000 bis 8000 AUD pro Semester rechnen (entspricht 4000 bis 4500 Euro). Dazu kommen noch die herkömmlichen Lebenshaltungskosten.

Das Auslands-BAföG (www.auslandsbafoeg.de) ist eine Möglichkeit der (Teil-) Finanzierung. Unter bestimmten Voraussetzungen wird ein Auslandszuschlag zum Inlands-BAföG gezahlt und Studiengebühren in Höhe bis zu 4600 Euro pro Studienjahr übernommen (die Förderung ist auf ein Jahr beschränkt). Außerdem werden Reisekosten und Krankenversicherung abgedeckt. Auch Studierende, die aufgrund der Höhe des Elterneinkommens normalerweise kein BAföG erhalten, können unter Umständen Auslands-BAföG erhalten. Die Leistungen nach der BAföG-Auslandszuschlagsverordnung (Studiengebühren, Flug, Krankenversicherung und Auslandszuschlag) brauchen nicht zurückgezahlt zu werden.

Auch Stipendien können eine Option der Finanzierung darstellen. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (www.daad.de) bietet Jahres- und Semesterstipendien für Studierende und Graduierte. Hier liegt die Bewerbungsfrist meist im März des Vorjahres bei geplanten Studienbeginn im Februar (näheres im International Office). Auch Beratungsinstitutionen (siehe oben) wie beispielsweise das Institut Ranke-Heinemann vergeben einige Geldbeihilfen und informieren über Stipendien, die direkt von einigen australischen Universitäten vergeben werden (meist für ein Master- oder Promotionsstudium). Weitere mögliche Stipendiengeber in Deutschland finden sich unter www.stiftungsindex.de/.


Der Bildungskredit (www.bildungskredit.de) ist für Studierende mit abgelegter Zwischenprüfung eine weitere Teilfinanzierungsquelle. In monatlichen Raten von 300 Euro werden unabhängig von Einkommensverhältnissen verzinste Darlehen vergeben. In einem Ausbildungsabschnitt können insgesamt bis zu 24 Monate gefördert werden. Die Rückzahlung beginnt spätestens vier Jahre nach der ersten Auszahlungsrate.