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Kategorie Studentische Initiativen
Ausgabe SoSe06 - 2
Autor Timo Jünemann

Englisches Theater - "Wyrd Sisters"

Kennt Ihr „Magrat Garlic“? Oder „Nanny Ogg“? Oder „Granny Weatherwax“? Nein? Nun, dann wart Ihr augenscheinlich nicht dabei, als vor kurzem die TUBS-Players das Stück „Wyrd Sisters“ von Terry Pratchett in der Brunsviga aufgeführt haben. Zur Erklärung - die drei nett klingenden Namen sind Charaktere des Stücks und haben ein Ziel: Der böse „Duke“ hat den Thron des Königs an sich gerissen, doch dessen Geist möchte eigentlich lieber seinen Sohn als König sehen. Fortan verbünden sich die drei Damen mit dem Geist des Königs, und los geht das Spektakel. Angesiedelt ist das Ganze auf der „Discworld“, einer Welt geschaffen von Terry Pratchett und Handlungsort vieler verschiedener Romane des Autors.

BUZe traf sich im Anschluss an die drei Aufführungen mit dem verantwortlichen Regisseur des Stückes. Dennis Tappert ist mit seinen 22 Jahren zwar noch relativ jung, kann aber schon auf eine Menge Erfahrung im Theaterbereich zurückblicken. Der Geschichte/Anglistik-BA-Student spielte bereits in der vierten Klasse „Old Mc Donald“ und ein Jahr später den Säufer aus „Der kleine Prinz“. Fortan begann Tappert auch selbst, Theaterstücke zu schreiben und zu spielen – eines handelte beispielsweise von dem speziell im Braunschweiger Land bekannten Räuberhauptmann Rose. Während der Oberstufenzeit ging es natürlich weiter, und die erste eigene Regie bei „Sister Act“ ließ dann auch nicht lang auf sich warten, gefolgt von „Grease“ – wieder mit Tappert auf dem Regiesessel. Mit der Uni kam dann auch der Kontakt zur Theatergruppe des Englischen Seminars der TU Braunschweig, und schon bald konnte man ihn bei „The Crucible“ von Arthur Miller bewundern. Die Regie bei „Wyrd Sisters“ war nun die neueste Arbeit des aufstrebenden Darstellers und Regisseurs – aber sicherlich nicht seine letzte.

Die Resonanz der Zuschauer erläutert Tappert anhand eines Zahlenspiels: Bei der Premiere erwartete das Ensemble ca. 200 Gäste (was auch die Kapazität der Brunsviga darstellte), und gekommen waren mehr. Bei den folgenden beiden Aufführungen wurde diese Marke zwar nicht mehr erreicht, doch „fast ausverkauft“ klingt ja an sich auch ganz gut. Sowohl die eingefleischten Terry-Pratchett-Fans als auch die ganz „normalen“ Theaterbesucher hatten eigentlich nichts zu meckern. Dies erklärt vielleicht auch, warum das Stück im Nachhinein auf vielen Pratchett-Fanseiten lobend erwähnt wurde. Fanmails erreichten die TUBS-Players, in denen statuiert wurde, dass das Ensemble den Vergleich mit professionellem Theater keineswegs zu scheuen braucht. Die darstellerische Leistung war also auf sehr hohem Niveau, und dieses positive Bild zeichnete sich bereits bei den Proben zum Stück ab. Sobald die Einführung der Charaktere und das Bühnenbild inklusive der Aufstellung der Darsteller abgeklärt waren, entwickelte sich ein Enthusiasmus bei allen Protagonisten, und das Ganze lief quasi „wie geschmiert“. Die Arbeit von Tappert wurde dadurch natürlich wesentlich erleichtert, was ganz zu Beginn der Planungsphase so gar nicht einzuschätzen war. Für Tappert begann die Vorbereitung auf das Stück nämlich mit der Frage: „Hm, Terry Pratchett..., Wyrd Sisters..., wer oder was ist das?“ Ein Beginn von ganz vorne sozusagen, da hat es sich doch angeboten, dass zwei Mitglieder der TUBS–Players eingefleischte Pratchett-Fans waren und den Regisseur fortan mit Büchern, Fanlexika und gut gemeinten Ratschlägen unter die Arme griffen. Belohnt wurde dieses Engagement mit der Einsetzung als Co-Regisseur, und zusammen mit der eigenhändig durchgeführten Internetrecherche war Tappert alsbald ein Pratchett-Profi geworden.

„Wyrd Sisters“ war also an sich ein voller Erfolg für die TUBS–Players – doch Moment..., wer sind die denn eigentlich? Wie bereits erwähnt, handelt es sich um die Theatergruppe des Englischen Seminars an unserer Uni. Aber abhängig im Sinne von Weisungsgebunden sind sie keineswegs. Chris Perkins (Studierende der Anglistik werden ihn kennen und schätzen) fungiert quasi als Verwalter der Gruppe, lässt ihnen aber ihre künstlerische Freiheit. Viele Personen des Ensembles sind Stundierende des Englischen Seminars, doch wer denkt ,die TUBS-Players würden sich ausschließlich aus ihnen rekrutieren, der irrt. Es gab und gibt auch Darsteller, die aus anderen Studiengängen kommen, beispielsweise der Germanistik. Natürlich ist das gesprochene Englisch dann manchmal anfangs nicht auf demselben Level, wie das der Anglisten, doch im Laufe der Proben wurden große Fortschritte gemacht, und es gab am Schluss nichts mehr zu bemängeln. Wer jetzt denkt, hier seien auch nur gestandene Theaterprofis am Werk, der irrt abermals. Die Hauptrolle des „Dukes“ wurde mit jemandem besetzt, der über keinerlei Theatererfahrung verfügte. Aus der Tatsache, dass es trotzdem so gut geklappt hat, lässt sich schließen, dass sowohl die Stimmung in der Gruppe als auch das Engagement jedes einzelnen einfach den Ausschlag gegeben haben. „Man ist einfach positiv überrascht!“, sagt Tappert, der Ängste in Bezug auf Text-Vergessen oder sonstige Missgeschicke schnell ad acta legen konnte. Wie bei den erfolgreichen Aufführungen der Vergangenheit („The Crucible“, „The Matchmaker“, „Merchant of Venice“ uvm.) gaben auch diesmal der Zusammenhalt und das Engagement den Ausschlag. Momentan ruhen die TUBS–Players und beschäftigen sich in demokratischer Absprache mit dem Finden eines neuen Stücks. Einige von ihnen werden aus beruflichen Gründen wohl bald aufhören müssen, so dass Tappert von einem „Generationenwechsel“ spricht, der sich demnächst anbahnen wird. Wer nun Lust bekommen hat, eventuell einmal selbst englisches Theater zu spielen, der ist natürlich willkommen, doch so ganz ohne Anforderungen geht es, wie so oft, nicht. „Wer Interesse hat und zuverlässig ist, soll im Hinblick auf den Weggang einiger Leute einfach mal nachfragen – es wird stets versucht, engagierte Leute in Stücke zu integrieren“, sagt Tappert. Dass eine Performance natürlich mit Arbeit verbunden ist, sollte an sich klar sein – im Falle der TUBS–Players steigert sich diese, je näher die Aufführung rückt. Trifft man sich anfangs noch einmal die Woche für zwei Stunden abends, werden daraus schnell zweimal mit jeweils vier Stunden, und auch die von Studenten oft herbeigesehnte Exkursionswoche ist mit täglichen Proben gespickt. Klingt natürlich nach einer Menge Aufwand, doch dieser lohnt sich. Nicht nur, dass man in einer netten Gruppe seiner Theaterleidenschaft nachgehen kann, auch der Applaus am Ende eines aufgeführten Stückes stellt die größte Belohnung dar, die es für ein Ensemble wie die TUBS–Players gibt.

 

Über den Regisseur:

Dennis Tappert (22), der Geschichte und Anglistik studiert, spielte bereitsin der vierten Klasse „Old Mc Donald“ und begann fortan auchselbst, Theaterstücke zu schreiben.Bald kam auch die erste eigene Regie. In der Uni stieß er zur Theatergruppedes Englischen Seminars. Nach „The Crucible“ ist „Wyrd Sisters“die zweite Arbeit des aufstrebenden Darstellers und Regisseurs – aber sicherlich nicht seine letzte.